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Impuls zum 19. Dezember 2021

Zum 4. Adventssonntag

Von Veronika Hüning, (Höhbeck im Wendland), pax christi-Diözesanverband Hildesheim

In Erwartung des Heils
Was ist das: Heil?
Heute ist der vierte Adventssonntag. Nur noch fünf Tage bis Heiligabend! Wir warten auf das Fest der Geburt Jesu – für uns der Erlöser der Welt, der Messias, der aller Welt das Heil bringen will. Das Heil – was ist das eigentlich? Für die Menschen zur Zeit Jesu war es die Befreiung aus der Herrschaft der Römer. Es bedeutete Gerechtigkeit, Frieden, Wohlergehen. Für uns heute ist es wohl nicht viel anderes! Heil: das ist Gerechtigkeit, Frieden, Wohlergehen. Eine Welt, in der niemandem seine Würde als Mensch und seine Menschenrechte vorenthalten werden. In der es keinen Krieg mehr gibt. In der alle das bekommen, was sie zum Leben brauchen. Noch ist diese Welt nicht da. Aber Jesus stärkt unsere Hoffnung, dass wir auf dem Weg dorthin sind und dass wir etwas dazu beitragen können.

Kündet allen in der Not
Fasset Mut und habt Vertrauen.
Bald wird kommen unser Gott,
herrlich werdet ihr ihn schauen.
Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.
(GL 221)

Micha 5, 1-4a
Für pax christi ist Micha ein wichtiger Prophet, stammt doch von ihm das großartige Bild von den Schwertern, die zu Pflugscharen umgeschmiedet werden.

Am heutigen Sonntag hören wir von der Vision Michas: Mehrere Jahrhunderte vor Jesu Geburt hat er angekündigt, dass aus Bethlehem ein Großer hervorgehen werde. Er werde im Namen Gottes auftreten, ein Hirte der Israeliten sein und ein Retter.

„Sie [die Kinder Israels] werden in Sicherheit leben, denn nun reicht seine Macht bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein.“
(Mi 5, 4)

Wir lesen diesen Text aus dem Ersten Testament noch heute, weil wir glauben: Hier ist von Jesus Christus die Rede – er ist unser Friede. Eben diesen Glauben drücken wir in der Präambel unserer pax christi-Bewegung aus. 

Aus dem Psalm 80
„Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!
Blick vom Himmel herab und sieh auf uns!

Erhalt uns am Leben!
Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.
Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf!
Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.“

Mit dem Propheten Micha hoffen wir auf eine Zeitenwende: auf das Umschmieden der Schwerter zu Pflugscharen und der Lanzen zu Winzermessern. Wir hoffen auf einen Frieden, der mehr und anders ist als eine mit militärischer Gewalt errichtete Sicherheit.

Wie der Psalmbeter bitten wir Gott um seine Zuwendung. Möge er uns verletzliche Menschen am Leben erhalten! Möge er die Gebeugten aufrichten und den Notleidenden helfen! Zugleich wissen wir: Er braucht uns, um durch uns zu wirken.

Bis zum Ende der Zeiten ist es an uns, Menschen aufzurichten, Bedürftigen zur Seite zu stehen und Frieden zu stiften. Wenn wir dem Leben dienen, wird Gottes Angesicht über uns leuchten.

Gebet
Jesus, du bist der gute Hirt. Du bist fürsorglich, beschützend, treu. Auch wir brauchen dich in unserer Nähe, als Begleiter und Behüter.

Deine Macht reicht bis an die Enden der Erde, auch wenn wir das nicht immer erkennen können. Wir wünschen uns, in Sicherheit zu leben. Wir vertrauen darauf, dass wir bei dir geborgen sind, besser als bei allen Machthabern dieser Welt.

Du wirst der Friedensfürst genannt. Wir brauchen Frieden, wir sehnen uns nach Frieden, wir wollen etwas für den Frieden tun. Stärke uns in unserem Bemühen! Herr, wende dich uns zu!

Ein Prophet und zwei Prophetinnen: Lk 1, 39-45
„Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.“ Elisabet ist schwanger mit Johannes; sie ist im sechsten Monat. Nun kommt ihre Cousine Maria zu Besuch. Maria hat gerade erst von dem Engel Gabriel erfahren, dass sie einen Sohn bekommen wird, Jesus, und dass er „Sohn des Höchsten“ genannt werden wird.
Elisabet wird von Maria begrüßt und da „hüpfte das Kind in ihrem Leib“. Kann ein ungeborenes Kind hüpfen? Ja, ein sechs Monate alter Embryo kann sich bewegen und strampeln. Wenn der Evangelist Lukas „hüpfen“ schreibt, dann will er wohl damit eine Art Freudensprung ausdrücken. So als ob der noch ungeborene Johannes schon spürt, wer da zu Besuch kommt: die Mutter Jesu, des erwarteten Messias, des Gottessohnes. Und dann ist es so, als ob sich die Freude des Johannes auf die schwangere Elisabet überträgt. Sie bricht in lauten Jubel aus. Sie spricht den Segen, den wir noch heute in dem Gebet „Gegrüßet seist du, Maria“ sprechen: „Du bist gesegnet unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus.“

Eine solche Freudenübertragung kann ich mir gut vorstellen. Ich habe mich in meinem Verwandtenkreis umgehört, welche Erfahrungen Mütter in der Schwangerschaft gemacht haben. Eine Frau erzählte, dass sich ihr Ungeborenes immer besonders lebhaft bewegt hat, wenn sie gesungen hat. Eine andere erlebte, dass ihr Kind gerade dann gestrampelt hat, wenn sie zur Ruhe kommen wollte, so als ob es sich bemerkbar machen wollte. Eine Frau spürte die Bewegung ihres Ungeborenen zum ersten Mal in einem Konzert und ihr kamen vor Glück die Tränen. Eine andere Mutter beschrieb eine enge Verbindung zwischen ihren Gefühlen und der Entwicklung des Kindes: Als sie während der Schwangerschaft besonders empfindlich war, zeigte sich das Kind nach der Geburt auch als sehr sensibel. Und ein anderes Kind ist besonders fröhlich geworden, da sie selbst während der Schwangerschaft ganz glücklich war. Diese enge Verbindung zwischen Mutter und Kind schon vor der Geburt gibt es wirklich. Und sie ist wechselseitig.

Laut dem Evangelium kommt noch etwas hinzu: der Heilige Geist. Das heißt: Gott selber mischt sich in die Begegnung ein und gibt dem Geschehen erst die tiefere Bedeutung. Elisabet spürt nicht nur eine Bewegung des ungeborenen Johannes und nennt diese Bewegung einen Hüpfer der Freude. Sondern der göttliche Geist lässt sie erkennen, dass Maria die „Mutter ihres Herrn“ ist, die Mutter des ersehnten Messias. Damit wird Elisabet zu einer der ersten Gläubigen. Und Maria stimmt in die Freude darüber ein und spricht den großen Lobpreis, den wir noch heute singen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“

Jemanden, der Zukünftiges voraussagen kann, nennen wir einen Propheten. Er spricht aus, was geschehen wird, um zu mahnen oder zu trösten, um vor Gefahren zu warnen oder Rettung und Heil anzukündigen, damit die Menschen Mut fassen. Also waren sie alle drei mit prophetischer Kraft begabt: der Prophet Johannes, der bei der Begegnung mit Maria und dem ungeborenen Jesus vor Freude hüpfte, obwohl er noch gar nicht geboren war. Die Prophetin Elisabet, die erkannte, dass die Mutter des Erlösers zu ihr kam. Die Prophetin Maria, die schon die machtvollen Taten Jesu voraussah, seine Zuwendung zu den Erniedrigten, die Sättigung der Hungernden, sein Erbarmen mit den Unterdrückten.

Magnificat
„Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen.“
(GL 631, 4)

Gebet
Gütiger und treuer Gott! Wir bitten dich für die Menschen, die in großen Unsicherheiten und Gefahren leben. Stelle ihnen Menschen zur Seite, die sie schützen, beruhigen und stärken.
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun!
Wir bitten dich für die Menschen, die Verantwortung tragen für den Frieden in der Welt. Erfülle sie mit deinem guten Geist, damit sie Auswege aus Krisen und Konflikten finden.
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun!
Wir bitten dich für die Menschen, die im Streit mit anderen liegen. Begleite ihre Bemühungen um Verständigung und um einen Ausgleich zwischen verschiedenen Interessen.
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun!
Wir bitten dich für uns alle: Begleite uns auf dem Weg zum Weihnachtsfest, damit wir uns ohne Stress darauf vorbereiten und uns Vorfreude bewahren.
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun!

Segen
Der gute Gott segne uns und behüte uns.
Er segne uns mit Gedanken des Friedens,
mit dem Reichtum der Liebe,
mit der Kraft der Güte.
Er segne uns mit der Offenheit für die Fülle des Lebens.
Er segne uns heute und alle Tage –
der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Amen.    

Lied
„O Herr, wenn du kommst, wird die Welt wieder neu,
denn heute schon baust du dein Reich unter uns,
und darum erheben wir froh unser Haupt.
O Herr, wir warten auf dich.“
(GL 233)